Jean-Luc Godard, der heute vor 90 Jahren, am 3. Dezember 1930, in Paris geboren wurde, ist der wahrscheinlich innovativste, produktivste und umstrittenste Regisseur (oder besser Auteur) der „Nouvelle Vague”, und er hat wie kaum ein Zweiter die Filmsprache verändert. Wir gratulieren ganz herzlich! Godards Karriere begann in den 1950er Jahren als Filmkritiker, unter anderem für die berühmten Cahiers du cinéma. Diese Phase seines Lebens bezeichnete er als äußerst wichtig für sein späteres filmisches Schaffen.
1960 drehte er mit “Außer Atem” seinen ersten Spielfilm. Der in Schwarzweiß gedrehte, vom Film Noir beeinflusste Film mit dem damals noch unbekannten Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg in den Hauptrollen wurde zum ersten “Klassiker” der Nouvelle Vague und erhielt bei der Berlinale den Silbernen Bären für die „Beste Regie„. Der damals noch mit Godard befreundete François Truffaut hatte das Drehbuch geschrieben. Mit diesem Film brach Godard mit den Sehgewohnheiten des Publikums und führt neue Stilmittel wie Handkamera, improvisierte Dialoge und neue Schnittechniken im Film ein.
Bis Ende der 1960er Jahre war er sehr produktiv und versuchte sich an verschiedenen Genres. Einige der bekanntesten Werke dieser Zeit sind die Komödie “Eine Frau ist eine Frau”, das Melodram “Die Geschichte der Nana S.”, der Gangsterfilm “Die Außenseiterbande”, der Science-Fiction-Film “Alphaville” (alle mit seiner damaligen Frau Anna Karina in der Hauptrolle) und der Film-im-Film “Die Verachtung” (mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli).
Er bewegte sich dabei immer weiter weg vom klassichen Erzählkino und hin zu einem experimentellen Umgang mit Kamerafahrten, Farbe, Musik, Schrifttafeln und dokumentarischen Passagen, seine Filme wurden so zu collagehaften Abbildern der Realität. Diese Phase hatte ihren Höhepunkt mit “Die Chinesin” (mit seiner damaligen Lebensgefährtin Anne Wiazemsky), den UCM.ONE im August auf dem Label Artkeim² in der Édition ParaSol Videothèque auf DVD veröffentlicht hat. Bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt der Film 1967 den „Spezialpreis der Jury„.
Nach den Pariser Studentenunruhen des Mai 1968 wandte sich Godard demonstrativ vom kommerziellen Kino ab. Anfang der 70er Jahre gründete er gemeinsam mit seiner neuen Partnerin, der Schweizer Filmemacherin Anne-Marie Miéville, die Videoproduktionsfirma Sonimage. Sie produzierten hauptsächlich innovative Videoarbeiten für europäische TV Anstalten.
Ab den 80ern drehte er sporadisch immer wieder Spielfilme, arbeitete aber weiterhin viel für das Fernsehen, betrieb filmische Selbstreflexion wie in “Nouvelle Vague” und befasste sich mit der Geschichte des Kinos, wie in den filmischen Essays “Geschichte(n) des Kinos”. Er lebt in der Schweiz am Genfersee und ist bis heute filmisch tätig.