Erinnerungen an die Dreharbeiten von Heidelinde Weis
„Geplant war ich nicht für diese männerfordernde LU. Eine Französin war besetzt, eine schöne junge Frau die leider, kurz vor Beginn der Dreharbeiten gestand, dass sie schon sehr schwanger war. In der Not griff Michael Pfleghar nach mir, zum Entsetzen aller Filmgewaltigen. Ich war weder schön, noch hatte ich einen erkennbar besonderen Reiz auf Männer. Ich war nur Schauspielerin. Kein Glitzerstar, nur Schauspielerin. Pfleghar kannte ich. 1962 spielte ich die Olivia in Shakespeares „Was ihr wollt“, unter der Regie von Franz Peter Wirth, wir drehten in der Bavaria. Pfleghar war oft im Studio und sah uns zu. Ich gefiel ihm. Und 1963 holte er mich für seine „Kleinste Show der Welt“. Ich spielte, sang und tanzte, gemeinsam mit Wolfgang Reichmann, einen Clown. Es hat mir einen Riesenspaß gemacht, obwohl ich keine Ahnung von Show hatte.
Weit entfernt von LU war das. Weit entfernt von dieser LU, die ich jetzt spielen sollte. Aber Pfleghar glaubte an mich, er besetzte mich gegen alle Widerstände. Ich wusste von dem Risiko, aber die Lust an dem Abenteuer „Die Tote von Beverly Hills“ war gewaltig. Es fing auch schon richtig gut an. Der Kameramann fand mich schrecklich, er meinte: „die sieht aus wie eine Feldmaus“. Von Horst Wendlandt, dem berühmten Filmproduzenten, hörte man: „die hat kein Gesicht“. Er mochte mich überhaupt nicht.
In Amerika mussten wir die erste Zeit heimlich arbeiten, wir hatten keine Drehgenehmigung. Ich musste diese Riesenautos fahren, hatte aber keinen Führerschein. Endlos weiter könnte ich erzählen. Nur unser Team war eine Einheit, unglaublich! Jeder ging für jeden durchs Feuer, Helmut Holger schuf Wunder mit mir. Anni Fürkötter, eine begnadete Maskenbildnerin, alle haben mir Vertrauen gegeben. Und der neue Kameramann, mein geliebter Freund Ernst Wild, sah mich so wie Michael Pfleghar.
Der Film wurde geteilt aufgenommen, zum Teil in den Himmel gehoben, zum Teil zerfetzt. Die Regie war der Zeit um Jahre voraus. Heute weiß man das. Erst als „La muerta de Beverly Hills“ in Acapulco einen Preis bekam und nach Cannes eingeladen wurde, war man gnädiger und ich war plötzlich der neue deutsche Vamp. Was natürlich noch größerer Unsinn war. Die LU war ein Glücksfall, eine wunderbare Rolle und nur in dieser Konstellation konnte ich die Aufgabe erfüllen.
Wie traurig ist es, dass wir heute nicht mehr die Zeit, ja die Zeit und Hingabe haben, um mit Sorgfalt und Liebe ein Talent zu fördern. Uns fehlt der große Atem, den wir hatten in den 60ziger Jahren.“