Die Tote von Beverly Hills

Jung, frech und experimentell. Mit „Die Tote von Beverly Hills“ stellte Michael Pfleghar 1964 in Cannes das deutsche Kino auf den Kopf. Der Film erscheint am 26. Juli 2019 erstmals als digital restaurierte HD Version auf DVD und VoD.

Für Heidelinde Weis sind die Erinnerungen an die Dreharbeiten von „Die Tote von Beverly Hills“ noch immer ein großer Spaß. Im Booklet der DVD zur jetzt als digital restauriert vorliegenden HD Version erzählt die heute 79-jährige, dass sie „zum Entsetzen aller Filmgewaltigen“ von Michael Pfleghar kurzfristig für Rolle der Lu besetzt wurde, obwohl sie selbst befand, keinen erkennbar besonderen Reiz auf Männer zu haben, denen sie im Film reihenweise den Kopf verdrehen sollte. Der Film wurde nach Erscheinen in den Himmel gehoben und zum Teil zerfetzt. Aber eines ist Heidelinde Weis bis heute klar: „Die Regie war der Zeit um Jahre voraus.

Am 26. Juli 2019 bringen UCM.ONE und moviemax mit „Die Tote von Beverly Hills“ ein Stück deutscher Kinogeschichte in digital hochwertig restaurierter HD Version als DVD und VOD in den Handel. Der Film wurde 1964 als offizieller deutscher Beitrag nach Cannes eingeladen und gewann 1965 den Bambi als „künstlerisch wertvollster Film“. Eine Produktion, die ohne viel Geld entstand. Das Kino-Debüt von Deutschlands größten Show-Regisseur Michael Pfleghar („Lieben Sie Show“, „Wünsch Dir was“, „Klimbim“, „Zwei himmlische Töchter“ u.a.).

Die Geschichte stammt aus einer Novelle des damaligen Meister der Komödie Curt Goetz. Gedreht wurde mit einem Budget von 1,2 Millionen DM im Oktober und November 1963 in Beverly Hills, teilweise versteckt, ohne Drehgenehmigungen. Der Legende nach besaß der damals 29-jährige Produzent Hansjürgen Pohland nur ein Empfehlungsschreiben des damaligen Regierenden Berliner Bürgermeisters Willy Brandt. Heidelinde Weis schreibt in ihren Erinnerungen zur DVD, dass sie durch Beverly Hills „mit Riesenautos ohne Führerschein“ fuhr.

Die Tote von Beverly Hills“ spielt mit allen Facetten des Kinos. Mit Klischees, mit der Logik und surrealen Träumen. Mal in Farbe, mal in Cinemascope, mal in Schwarz-Weiß. Das Männerbild der Zeit wurde auf den Kopf gestellt. Etwas dümmliche Kerle mit „irrem Blick“, die von einer selbstbewussten jungen Frau willenlos unter Kontrolle gebracht werden.

Inhalt des Films

Ein Mann namens C.G. (Klausjürgen Wussow) findet in den Wäldern von Beverly Hills die nackte Leiche der 17-jährigen Lu (Heidelinde Weis). Aus ihrem Tagebuch geht hervor, dass sie keineswegs eine junge Unschuld war, sondern eine ausgemachte Nymphomanin. Das Werk ist eine Aufzeichnung erotischer Abenteuer. Unter ihren Geliebten befanden sich ein Opernsänger, ein reicher Maler, ein Untersuchungsrichter, ein Messdiener und ein emigrierter tschechischer Altertumsforscher. Aber findet sich dort auch der Name des Mörders? Der Detektiv Ben (Wolfgang Neuss) folgt allen Spuren. Diese führen ihn schließlich nach Las Vegas, wo jeden Abend die Tiddy Sisters auf der Bühne stehen…

Pressestimmen

Der Spiegel (1964): „Auf dem Hollywood-Boulevard von Beverly Hills stauten sich die Automobile: In der Mitte einer Kreuzung stand ein grobgezimmerter, schwarzer Sarg. Plötzlich hob sich der Sargdeckel, eine schmale, weiße Hand kam hervor und winkte – am Straßenrand begann eine Kamera zu surren. Als die Aufnahme beendet, der Sarg von der Kreuzung getragen und der Verkehr wieder flott war, trat ein Passant an die Filmleute heran: „Seid ihr Kommunisten?“

Thorsten Krämer in „Verführer im System!nennt den Film „einen der seltsamsten Star-Vehikel, das der deutsche Film je gesehen hat, indem sich ausgerechnet die Kessler Zwillinge als grausame Mörderinnen entpuppen.“ 

Ekkehard Knarrer (Jumpcut Magazin): „Zur Freude am Spiel mit der Vorlage kommt die Lust an der Auflösung aller Sinnstrukturen. Logik steht während der Ermittlungen in dem Kriminalfall, um den es sich recht eigentlich handelt, nie zur Debatte (die Mörderinnen sind, wie kaum anders zu erwarten: die Kessler-Zwillinge). Figuren werden aus dem Hut gezaubert und wieder zurück. Abstruse Einfälle und köstliche, mitunter auch einfach durch und durch bescheuerte Dialogzeilen wechseln sich ab, ein Höhepunkt ist die Hochzeit der Heldin mit einem Archäologen, der seine Liebe in typisch Zuckerscher (Nackte Kanone) Steigerungslogik zuletzt als Fahrer eines Riesenbaggers beweist: “Rudolf gräbt alles für mich aus.“

„Die Furcht vor dem Tode ist unvernünftig, denn solange wir leben, ist er noch nicht da, und wenn er endlich kommt, sind wir schon weg.” so Curt Goetz, Spiritus rector des deutschen Vorkriegshumors. Und er hat in seinem Leben viel geschrieben, so auch den erotischen Roman “Die Tote von Beverly Hills, den Michael Pfleghar 1964 verfilmte.

Titel: Die Tote von Beverly Hills

Regie: Michael Pfleghar

Nach dem Roman von: Curt Goetz

Drehbuch: Peter Laregh, Michael Pfleghar, Hansjürgen Pohland

Schauspieler*innen: Heidelinde Weis, Klausjürgen Wussow, Horst Frank, Wolfgang Neuss, Alice Kessler, Ellen Kessler, Walter Giller, Bruno Dietrich, Ernst Fritz Fürbringer, Peter Schütte, Herbert Weißenbach, Walter Giller

Produzent: Hans Jürgen Pohland

Produktion Management: Harald Zimmer

Produktionsassistent: Peter Genée

Kamera: Ernst Wild

Technik: Jürgen Jürges

Schnitt: Margot von Schlieffen

Kostüme: Helmut Holger

Musik: Heinz Kiessling

 

Produktion: Modern Art Films

Produktionsjahr: 1964

Genre: Drama, Krimi

Land: Deutschland

Sprache: Deutsch

Drehorte: Berlin (Deutschland), Hollywood, Los Angeles, Kalifornien (USA; Las Vegas, Nevada (USA); Los Angeles, Kalifornien (USA); Schwetzingen, Baden-Württemberg (Deutschland)

 

Länge: 110 Min

FSK: 12 (bis Mai 2919 FSK: 18)

Seitenverhältnis: 2,35:1 (Remastered)

Sound Mix: Mono

Auflösung: 4K (neue Abtastung 2019)

Weitere Titel:

Englisch: Dead Woman from Beverly Hills, Lu, That Girl from Beverly Hills, The Corpse of Beverly Hills

Französisch: La morte de Beverly Hills

Spanisch: Crimen en Beverly Hills

Finnisch: Kauniisti kuollut

Griechisch: Eglima sto Hollywood (transliterated ISO-LATIN-1 title)

Preise: 

1964 Cannes Film Festival:

Technical Grand Prize -> Michael Pfleghar

1965 Bambi:

Künstlerisch wertvollster Film -> Die Tote von Beverly Hills

Nominierung:

1964 Cannes Film Festival:

Palme d’Or -> Michael Pfleghar

Filmlabel: M-Square Classics

Verleih: UCM.ONE

Kinostart: 08.04.1964

DVD-Start: 26.07.2019

VoD-Start: 26.07.2019

Aufnahme während der Restaurierung einer Szene mit den Kessler Zwillingen

Walter Potganski (moviemax) sagte zu dem Film: „Pfleghar, der Jahre später mit „Klimbim“ die Fernsehunterhaltung beleben sollte, inszenierte die Geschichte um den Mord an dem Mädchen mit sichtlicher Freude an der Auflösung aller Sinnstrukturen: Die Logik wird durchgängig ausgeklammert, Figuren tauchenurplötzlich auf und verschwinden ebenso schnell wieder, absurde Einfälle und aberwitzige Dialoge wechseln sich ab, urdeutsche Schauspieler wie Klausjürgen Wussow, Horst Frank oder die Kessler-Zwillinge lustwandeln durch kalifornische Landschaften, womit der Gegensatz zwischen dem Spießbürgermief der Adenauer-Ära und dem High-Society-Getue Hollywoods unterstrichen wird. Ein Ereignis ist übrigens Heidelinde Weis, die durch die Rolle der männermordenden Lu zum Kinostar wurde. Um es kurz zu machen: „Die Tote von Beverly Hills“ ist wohl der gewagteste deutsche Film der 60er, er ist eine cineastische Preziose, die realistische und surreale Stilmittel virtuos verknüpft und so den Geist der Gebrüder Zucker (Die nackte Kanone) und Helge Schneiders vorwegnahm.“

Erinnerungen an die Dreharbeiten von Heidelinde Weis

„Geplant war ich nicht für diese männerfordernde LU. Eine Französin war besetzt, eine schöne junge Frau die leider, kurz vor Beginn der Dreharbeiten gestand, dass sie schon sehr schwanger war. In der Not griff Michael Pfleghar nach mir, zum Entsetzen aller Filmgewaltigen. Ich war weder schön, noch hatte ich einen erkennbar besonderen Reiz auf Männer. Ich war nur Schauspielerin. Kein Glitzerstar, nur Schauspielerin. Pfleghar kannte ich. 1962 spielte ich die Olivia in Shakespeares „Was ihr wollt“, unter der Regie von Franz Peter Wirth, wir drehten in der Bavaria. Pfleghar war oft im Studio und sah uns zu. Ich gefiel ihm. Und 1963 holte er mich für seine „Kleinste Show der Welt“. Ich spielte, sang und tanzte, gemeinsam mit Wolfgang Reichmann, einen Clown. Es hat mir einen Riesenspaß gemacht, obwohl ich keine Ahnung von Show hatte.

Weit entfernt von LU war das. Weit entfernt von dieser LU, die ich jetzt spielen sollte. Aber Pfleghar glaubte an mich, er besetzte mich gegen alle Widerstände. Ich wusste von dem Risiko, aber die Lust an dem Abenteuer „Die Tote von Beverly Hills“ war gewaltig. Es fing auch schon richtig gut an. Der Kameramann  fand mich schrecklich, er meinte: „die sieht aus wie eine Feldmaus“. Von Horst Wendlandt, dem berühmten Filmproduzenten, hörte man: „die hat kein Gesicht“. Er mochte mich überhaupt nicht.

In Amerika mussten wir die erste Zeit heimlich arbeiten, wir hatten keine Drehgenehmigung. Ich musste diese Riesenautos fahren, hatte aber keinen Führerschein. Endlos weiter könnte ich erzählen. Nur unser Team war eine Einheit, unglaublich! Jeder ging für jeden durchs Feuer, Helmut Holger schuf Wunder mit mir. Anni Fürkötter, eine begnadete Maskenbildnerin, alle haben mir Vertrauen gegeben. Und der neue Kameramann, mein geliebter Freund Ernst Wild, sah mich so wie Michael Pfleghar.

Der Film wurde geteilt aufgenommen, zum Teil in den Himmel gehoben, zum Teil zerfetzt. Die Regie war der Zeit um Jahre voraus. Heute weiß man das. Erst als „La muerta de Beverly Hills“ in Acapulco einen Preis bekam und nach Cannes eingeladen wurde, war man gnädiger und ich war plötzlich der neue deutsche Vamp. Was natürlich noch größerer Unsinn war. Die LU war ein Glücksfall, eine wunderbare Rolle und nur in dieser Konstellation konnte ich die Aufgabe erfüllen.

Wie traurig ist es, dass wir heute nicht mehr die Zeit, ja die Zeit und Hingabe haben, um mit Sorgfalt und Liebe ein Talent zu fördern. Uns fehlt der große Atem, den wir hatten in den 60ziger Jahren.“    

Trailer (Remastered)

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Mehr Informationen

Filmfakten

BRD 1964 | R: Michael Pfleghar | B: Michael Pfleghar, Hansjürgen Pohland, Peter Laregh, nach der Novelle von Curt Goetz | K: Ernst Wild | M: Heinz Kiessling | Länge Hauptfilm 110 min

SWR Archiv

Bericht über die Aussenaufnahmen in Schwetzingen vom Film „Die Tote von Beverly Hills„: SWR Abendschau vom 03.10.1963

Ausstattung und technische Daten

Blu-Ray | Film in der Original Kinofassung | Tonformat: 2.0 Dolby Stereo | Bildformat: 2,35:1 (16:9) anamorph (remastered), geeignet für alle Bildschirmgrössen | Laufzeit des Films: 115 Min. | Bonusmaterialien: Booklet, Original Programmheft als Reprint, Bildergalerie, Filmausschnitte im Split Screen (vor und nach der Restaurierung), Trailer, Interview mit Heidelinde Weis, barrierefreie Filmfassung (Audiodeskription und Untertitel für Hörgeschädigte) | FSK 12

Limitierte DVD (im Schuber) | Film in der Original Kinofassung | Tonformat: 2.0 Dolby Stereo | Bildformat: 2,35:1 (16:9) anamorph (remastered), geeignet für alle Bildschirmgrössen | Laufzeit des Films: 110 Min., Gesamtlaufzeit der DVD 1:43:49 | Bonusmaterialien: Booklet, Original Programmheft als Reprint, Bildergalerie, Filmausschnitte im Split Screen (vor und nach der Restaurierung), Trailer, Interview mit Heidelinde Weis, barrierefreie Filmfassung (Audiodeskription und Untertitel für Hörgeschädigte) | FSK 12

DVD | Film in der Original Kinofassung | Tonformat: 2.0 Dolby Stereo | Bildformat: 2,35:1 (16:9) anamorph (remastered), geeignet für alle Bildschirmgrössen | Laufzeit des Films: 110 Min. | Bonusmaterialien: Booklet, Original Programmheft als Reprint, Bildergalerie, Filmausschnitte im Split Screen (vor und nach der Restaurierung), Trailer, Interview mit Heidelinde Weis, barrierefreie Filmfassung (Audiodeskription und Untertitel für Hörgeschädigte) | FSK 12

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