Der Film „Nulpen“ von Sorina Gajewski wurde von der FBW-Jugend Filmjury mit einer herausragenden Bewertung ausgezeichnet. Die jungen Juror*innen sprechen eine klare Empfehlung aus und vergeben 4,5 von 5 Sternen – empfohlen für Zuschauerinnen ab 13 Jahren. Das Votum würdigt die intensive Arbeit des gesamten Filmteams und unterstreicht zugleich die inhaltliche Relevanz sowie die Nähe der Geschichte zur Lebenswelt junger Menschen. Die Jury, bestehend aus Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren, sichtete den Film im Sputnik Kino Berlin und hielt ihre Eindrücke in einem ausführlichen Jurytext fest.

Inhalt

Sommer in Berlin, 39,2 Grad. Nicola und Ramona haben gerade ihr Abitur bestanden – und keine Ahnung, wohin mit sich selbst. Die Zukunft liegt offen vor ihnen, aber statt Aufbruch dominiert das Gefühl, festzustecken – wie Nulpen. Zunächst jedoch gibt es eine ganz konkrete Aufgabe: einen entflogenen Vogel wiederzufinden. Gemeinsam treiben sie durch die aufgeheizte Stadt, begegnen alten Bekannten und neuen Gesichtern, verlieren Zeit und sammeln Momente. An Ramonas Seite ist ihr jüngerer Bruder – eigensinnig, anhänglich, und doch unentbehrlich für seine große Schwester, so wie sie für ihn. Ein Tag, der sich dehnt, flimmert, nicht enden will.

„Nulpen“ fängt den ersten Sommer nach dem Abi als Zustand ein – zwischen Stillstand und Sehnsucht, Orientierungslosigkeit und Freiheit. Weite, sonnengetränkte Bilder, intensive Nahaufnahmen und ein Wechsel aus ruhiger und bewegter Kameraführung verdichten das Gefühl von Hitze, Leere und Erwartung. Die Dialoge sind roh und authentisch, scheinbar beiläufig, und führen doch immer wieder zu überraschender Tiefe. Der vermisste Vogel wird zum Sinnbild einer Freiheit, die greifbar scheint und doch entgleitet. Nicola und Ramona haben alle Möglichkeiten – wissen aber nicht, was sie damit anfangen sollen. Ziellos ziehen sie durch Berlin, teilen Zeit, Nähe und Unsicherheit. Ob sie ihr Leben nach diesem Sommer noch gemeinsam weitergehen werden, bleibt offen. Sicher ist nur eines: In diesem Tag geben sie einander Halt – immer wieder.

Die Empfehlung ist besonders wertvoll, da sie direkt von der Zielgruppe selbst kommt. Die Idee für die FBW-Jugend Filmjury entstand aus der Arbeit der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW), deren Erwachsenen-Jurys Filme mit den Prädikaten „wertvoll“ und „besonders wertvoll“ auszeichnen. Ergänzend dazu wurde die Jugend Filmjury ins Leben gerufen, um gezielt die Meinung von Kindern und Jugendlichen zu erfassen und deren Perspektive in die Filmbewertung einzubeziehen.

Die Begründung der Jugend Filmjury

Hier ist der vollständige Bewertungstext, den die Jugendlichen selbst verfasst haben: „Sommer in Berlin, 39,2 Grad. Nicola und Ramona sind gerade mit der Schule fertig geworden. Sie wissen nicht wohin mit ihrem Leben und fühlen sich wie Nulpen. Doch erst mal müssen sie einen Vogel fangen. Sie treffen alte Bekannte, neue Leute und lassen sich durch den Tag treiben. An ihrer Seite der kleine Bruder von Ramona, der seinen eigenen Willen hat, aber trotzdem seine große Schwester braucht, und sie ihn.

Wird dieser Tag jemals aufhören?

Es ist ihr erster Sommer nach dem Abi und sie haben noch keinen Plan für ihre Zukunft. Diese besondere Atmosphäre vermittelt der Film sehr eindeutig und auf eine einzigartige Weise. Es fühlt sich für uns an, als würde man in einem Raum die ganze Zeit versuchen, nach etwas zu greifen, aber es gelingt nicht, so, als würde man in die Wolken fassen. Vor allem die mit Weitblick gefilmten Aufnahmen des Feldes mit viel Sonne und warmen Licht, die vielen Nahaufnahmen der Gesichter und der Mix aus langsamer und dynamischer Kameraführung fangen das Lebensgefühl des sich-Treiben-lassens und die Hitze des Tages ein.

Die beiden Mädchen verwenden authentische Sprache, ihre Gesprächsthemen sind random, aber sie kommen zu tiefgründigen Ergebnissen.

Der vermisste Vogel steht für die Freiheit der beiden Mädchen, im Gegensatz zu dem Vogel wissen sie allerdings nicht wirklich etwas damit anzufangen. Sie dümpeln durch die Stadt, ohne Ziel oder Plan, einfach zusammen die Zeit verbringen, auch wenn nicht klar ist, ob sie ihr Leben nach dem Sommer noch miteinander teilen werden. Obwohl die Freundinnen so unterschiedliche Persönlichkeiten sind, geben sie sich Halt. Immer wieder.

Menschen ab 13 Jahren empfehlen wir den Film zum Mitdümpeln.“

Die Arbeit der Jury:

  • Struktur: Die FBW-Jugend Filmjury gibt es in 11 Städten in ganz Deutschland und bestehen aus jeweils 10 Schüler*innen im Alter von 10 bis 13 oder 13 bis 17 Jahren.
  • Umfang: Sie bewerten sämtliche Filme, die für sie ins Kino kommen, noch vor Kinostart – das sind jährlich 60 bis 70 Filme.
  • Kriterien und Objektivität: Um objektiv zu bewerten, diskutieren die Jurys ihre Bewertungskriterien selbst. Dabei spielt der persönliche Geschmack eine untergeordnete Rolle; wichtiger ist, ob der Film innerhalb seiner Gattung (z.B. Spielfilm) und seines Genres (z.B. Drama) überzeugen kann.
  • Aktivitäten: Neben den Filmempfehlungen sind die Jurys auch Gäste bei Filmtagungen, Schulkinowochen, Workshops und moderieren Gespräche mit Filmemacher*innen und Schauspieler*innen. Sie mischen dieses Jahr auch bei der Preisvergabe des „Kindertiger“ mit.

Nulpen (Trailer) | Darling Berlin

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Weitere Informationen über das Filmlabel: Darling Berlin