Am 29. Mai 1982 starb die 43 jährige Schauspielerin Romy Schneider allein in ihrer Wohnung in Paris. Spätestens mit ihren Filmen aus den 1970er Jahren hat die Schauspielerin bewiesen, dass sie sich schon lange aus der Zuckerwattewelt der Sissi-Filme herausgespielt hatte. Sie arbeitete damals, bereits seit 15 Jahren überwiegend in Frankreich, wo sie bis heute zu den Grandes Dames des Kinos gezählt wird. Namhafte Regisseure, von Luchino Visconti, Claude Sautet, Bertrand Tavernier bis Costa-Gavras. hatten sie vor der Kamera und ihre Filmparter:innen dieser Periode sind das „Who is Who“ des französischen Films. Für ihre Rolle im film „Nachtblende“ wurde sie 1975 mit ihrem ersten César ausgezeichnet.
Romy Schneiders Leben war turbulent und von vielen tragischen Schicksalsschlägen geprägt – spätestens mit dem Unfalltod ihres Sohns 1981 schien sie jeden Halt verloren zu haben. Ihr starker Alkohol- und Tablettenkonsum, ein steter Begleiter seit Jahren, geriet immer mehr außer Kontrolle.
Romy Schneider starb unter bis heute ungeklärten Umständen. Ihr damaliger Lebensgefährte, der französische Filmproduzent Laurent Pétin, fand sie am frühen Morgen leblos zusammengesunken an ihrem Schreibtisch, neben ihr lag ein unvollendeter handgeschriebener Brief. Die offizielle Todesursache lautete Herzversagen, eine Obduktion wurde aber nie durchgeführt und so kursierten schnell Selbstmordgerüchte. Romy Schneider wurde auf dem Friedhof des kleinen Dorfes Boissy-sans-Avoir, ihrem letzten Wohnort, beigesetzt.
Biografie von Romy Schneider
Romy Schneider wurde am 23. September 1938 in Wien unter ihrem bürgerlichen Namen Rosemarie Magdalena Albach-Retty als Tochter des Schauspielerehepaares Wolf Albach-Retty und Magda Schneider geboren. Ihre Vorfahren väterlicherseits gehörten der berühmten österreichischen Schauspielerdynastie Albach-Retty an. Diese reichte bis zu ihrem Ururgroßvater Adolf Retty (geb. 1821) zurück. Romy Schneider wuchs am Königssee, im Ort Schönau, auf und besuchte dort ab 1944 die Volksschule. 1949 wechselte sie auf das Mädcheninternat Schloss Goldenstein bei Salzburg. Dort spielte sie häufig bei Schultheateraufführungen mit, wo sie ihre Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckte. Im Juli 1953 sollte sie nach dem Schulabschluss der „mittleren Reife“ in Köln eine Kunstschule besuchen, da man bei ihr ein Talent für die Malerei entdeckt hatte.
Zu Gunsten ihrer ersten Filmrolle in „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ verzichtete sie auf den Schulbesuch. Romy Schneider hatte diese Rolle auf Vorschlag ihrer Mutter Magda Schneider bekommen, die in dem Film die Hauptrolle übernahm. In diesem Film feierte außer Romy Schneider noch Götz George sein Filmdebüt. Nach einigen weiteren, belanglosen Filmen spielte sie im Remake des Murnau-Klassikers von 1924 „Der letzte Mann“ an der Seite von Hans Albers eine Rolle, die auch bei den Kritikern Aufmerksamkeit erregte.
Mit der nun folgenden „Sissi“-Trilogie kam ihr internationaler Durchbruch. Bald wusste jeder in der Filmwelt, wer Romy Schneider war. Ihr Stiefvater Herbert Blatzheim, der zweite Mann von Magda Schneider, übernahm ab 1955 ihr Management. Er drängte sie zum zweiten Sissi-Film, eine Rolle, die Romy Schneider eigentlich nicht mehr spielen wollte.
Romy Schneider suchte nach künstlerisch anspruchsvollen Rollen. Trotzdem willigte sie ein, und so entstand 1956 „Sissi, die junge Kaiserin“. 1957 gelang es ihr, erstmals der Rolle des liebreizenden, braven deutschen Vorzeigemädchen aus der Heimatfilmromantik zu entschlüpfen. Im Film „Robinson soll nicht sterben“ spielte sie die Tochter einer Baumwollspinnerin aus der Unterschicht. Es war die erste Rolle, die sich Romy Schneider selber ausgesucht hatte. Ebenfalls 1957 widmete sich Romy Schneider einem völlig anderen Projekt. Gemeinsam mit Herbert von Karajan entstand die Schallplattenproduktion „Peter und der Wolf“ nach Sergei Prokofjew. Romy Schneider agierte als Erzählerin, Herbert von Karajan sorgte mit den Wiener Philharmonikern für die Musik. Dann folgten wieder mehrere Filmarbeiten, darunter auch die romantische Komödie „Scampolo“, die ihr große Anerkennung brachte. Mit sehr großem Widerwillen erfüllte sie ihren Vertrag für den dritten Teil der Sissi-Trilogie, „Schicksalsjahre einer Kaiserin“.
Als sie erfuhr, dass ihr Stiefvater Herbert Blatzheim mehrere Filmangebote, darunter die Remakes „Die drei von der Tankstelle“, „Der Kongress tanzt“ ebenso wie ein Filmangebot des berühmten spanisch-mexikanischen Filmregisseurs Luis Buñuel, abgelehnt hatte, wurde Romy Schneider wütend. Außerdem scheiterte ein Angebot aus Hollywood an den von Blatzheim vorgegebenen Bedingungen. Romy Schneider nahm ihre schauspielerische Zukunft nun selbst in die Hand. Ihr nächster Film, „Mädchen in Uniform“, mit vielen großen Schauspielerinnen wie Lilli Palmer, Therese Giehse, Sabine Sinjen und Christine Kaufmann brachte ihr die ersehnte Anerkennung als Charakterdarstellerin. Mit dem Film „Christine“ kam dann die komplette Wende in ihrem Leben.
Nach Ende der Dreharbeiten verließ sie Deutschland gemeinsam mit Filmpartner Alain Delon und ging nach Paris. Dort drehte sie im selben Jahr 1959 noch drei weitere Filme, „Ein Engel auf Erden“, „Die schöne Lügnerin“ und „Katja, die ungekrönte Kaiserin“. In den nächsten Jahren spielte Romy Schneider hauptsächlich in Paris Theater. Einer ihrer Theaterregisseure war Luchino Visconti, vom dem sie viel lernte. 1962 übernahm sie, ebenfalls unter Viscontis Regie, wieder eine Filmrolle in „Boccaccio 70“ Nun folgten einige Rollen in Blockbustern wie „Der Prozess“, „Der Sieger“ und „Der Kardinal“.
In den 60er und 70er Jahren war Romy Schneider auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. 1963 drehte sie in Hollywood neben Jack Lemmon die Komödie „Leih mir deinen Mann“. Privat war das Jahr 1963 allerdings ein schlimmes Jahr. Ihre Beziehung mit Alain Delon ging in die Brüche. Als sie aus den USA zurückkehrte, war er aus der gemeinsamen Wohnung bereits ausgezogen. Sie unternahm daraufhin einen Suizidversuch. Es folgte eine Auszeit. Erst ein Jahr später drehte sie mit Altmeister Henry-Georges Clouzot den Film „Die Hölle“. Aber das Pech blieb ihr zu dieser Zeit treu, da der Film nie fertig wurde. Erst erkrankte ihr Filmpartner Serge Reggiani schwer, dann erlitt Regisseur Clouzot einen Herzinfarkt. 1965 folgte dann einer ihrer erfolgreichsten Filme, „Was gibt´s Neues, Pussy?“ nach einem Drehbuch von Woody Allen. Bei einem Besuch in Deutschland lernte sie den Schauspieler und Regisseur Harry Meyen kennen, die beiden wurden ein Paar. Während der Dreharbeiten zum Film „Spion zwischen zwei Fronten“ 1966 heirateten Romy Schneider und Harry Meyen. Im Dezember desselben Jahres kam der gemeinsame Sohn David zur Welt.
In den folgenden zwei Jahren widmete sich Romy Schneider ausschließlich ihrer Aufgabe als Ehefrau und Mutter, erst 1968 begann sie wieder zu drehen. 1969 spielte sie im Film „Der Swimmingpool“ wieder an der Seite ihres Ex-Liebhabers Alain Delon. Der Film wurde einer ihrer größten Erfolge. In den 70er Jahren folgten eine Reihe von Filmen, darunter so bekannte und erfolgreiche wie „Das wilde Schaf“, „Trio Infernal“, „Das alte Gewehr“ (aka „Abschied in der Nacht“) und „Nachtblende“. 1975 wurde die Ehe mit Harry Meyen geschieden. Zu diesem Zeitpunkt war Romy Schneider bereits mit Daniel Biasini, ihrem Privatsekretär liiert, den sie noch im selben Jahr heiratete. Nach der Geburt ihrer Tochter Sarah drehte sie 1978 mit dem Film „Eine einfache Geschichte“ einen ihrer erfolgreichsten Filme überhaupt. Von nun an ging es in ihrem Leben jedoch nur noch bergab. Ihr Ex-Mann Harry Meyen erhängte sich 1979. Mit dem Film „Der verkaufte Tod“ verscherzte sich Romy Schneider viele Sympathien bei ihren Fans: Es war die Geschichte einer kranken, dem Tod geweihten Frau, die die Rechte an ihrem Tod einer Fernsehgesellschaft zur Übertragung verkaufte. Dieser Film errang zwar einige Auszeichnungen, fiel aber beim Publikum durch. Bei den Dreharbeiten zu drei weiteren Filmen gab es immer wieder Probleme wegen übermäßigen Alkoholgenusses. Sie erschien mehrfach betrunken am Set oder sie erschien gar nicht.
Am 5. Juli 1981 verunglückte ihr Sohn David tödlich. Dieses Ereignis warf sie völlig aus der Bahn. Ihre zweite Ehe mit Daniel Biasini war am Ende und wurde geschieden. Romy Schneider musste sich außerdem einer schweren Nierenoperation unterziehen. Ihren völligen Absturz verhinderte ihr neuer Liebhaber Laurent Petin. Er gab ihr wieder etwas Halt. Regisseur Jacques Rouffio überredete sie zu einem weiteren Film, „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“. Es sollte ihr letzter Film werden. In der Nacht zum 29. Mai 1982 starb sie an den Folgen übermäßigen Tablettenkonsums. Der Tod war laut den Untersuchungen der Behörden kein Suizid, sondern eine Folge ihrer Tabletten und Alkoholsucht. Romy Schneider wurde auf dem Friedhof des kleinen Dorfes Boissy-sans-Avoir, ihrem letzten Wohnort, beigesetzt. Alain Delon hatte ihre Beerdigung organisiert.
Filmografie (Auswahl)
1953 | Wenn der weiße Flieder wieder blüht |
1955 | Der letzte Mann |
Sissi | |
1956 | Sissi, die junge Kaiserin |
1957 | Robinson soll nicht sterben |
Sissi, Schicksalsjahre einer Kaiserin | |
1958 | Scampolo |
Mädchen in Uniform | |
1959 | Die Halbzarte |
1962 | Der Kampf auf der Insel |
Der Prozess | |
1963 | Der Sieger |
Der Kardinal |
1964 |
Leih mir deinen Mann
|
1965 | Was gibt´s Neues Pussy |
1966 | Spion zwischen zwei Fronten |
1969 | Der Swimmingpool |
1971 | Das Mädchen und der Kommissar |
1974 | Das wilde Schaf |
Trio Infernal | |
1975 | Nachtblende |
Das alte Gewehr / Abschied in der Nacht | |
1978 | Eine einfache Geschichte |
1981 | Das Verhör |
1982 | Die Spaziergängerin von Sans-Souci |
Neuveröffentlichung von drei Filmklassikern aus Anlass von Romy Schneiders 40. Todestag
Im Frühling und Sommer 2022 veröffentlich UCM.ONE in Zusammenarbeit mit moviemax auf dem Label Artkeim² im Rahmen der Édition ParaSol Videothèque drei Filmklassiker aus der Mitte der 1970er Jahre mit Romy Schneider in der Hauptrolle: „Nachtblende„, „Trio Infernal“ und „Abschied in der Nacht„. Die aufwendig neu abgetasteten und in Full-HD restaurierten Versionen erscheinen als streng limitiertes Mediabook, auf Blu-ray und DVD.
Nachtblende (von Andrzej Żuławski)
„Nachtblende“ war der erste in Frankreich gedrehte Film des polnischen Regisseurs Andrzej Żuławski und ein großer Skandal bei seiner Veröffentlichung in 1975. Hier spielt Romy Schneider an der Seite von Fabio Testi, Jacques Dutronc und Klaus Kinski eine erfolglose Schauspielerin, die in einer Dreiecksbeziehung gefangen ist. Für ihre darstellerische Leistung erhielt sie 1976 ihren ersten César als „Beste Hauptdarstellerin„ – übrigens der erste in dieser Kategorie, der je vergeben wurde.
Inhalt: Die Schauspielerin Nadine Chevalier (Romy Schneider) sieht sich mit dem Tiefpunkt ihrer Karriere konfrontiert. Ohne seriöses Engagement und ohne Nachfrage, dreht sie Softpornos, um sich und ihren manisch-depressiven und impotenten Mann Jacques (Jacques Dutronc) über Wasser halten zu können. Während eines Drehs lernt sie den Fotografen Servais Mont (Fabio Testi) kennen, der sich sofort in die attraktive Schauspielerin verliebt. Er fasst den Entschluss, ihr aus der beruflichen Misere zu helfen und verschafft ihr mit Hilfe des Schauspielers Zimmer (Klaus Kinski) eine Rolle in der drittklassigen Theater-Produktion „Richard III.“ Doch dafür muss er auch in das Stück investieren. Um das Geld dafür aufzutreiben, geht Servais zum Unterwelt-Paten Mazelli, für den er zuvor bereits kompromittierende Fotos zu Erpressungszwecken anfertigte. Damit steuert er aber immer mehr einem tragischen Ende entgegen…
Weitere Informationen über den Film: Nachtblende
Trio Infernal (von Francis Girod)
Trio Infernal“ von Francis Girod stammt aus dem Jahr 1974. Hier ist Romy Schneider mit ihrem langjährigen Filmpartner Michel Piccoli und der jungen Mascha Gonska – auf einer wahren Geschichte basierend – als mörderisches Trio zu sehen, das in den 1930er Jahren in Südfrankreich sein Unwesen trieb. Die fantastische Musik zu dieser blutigen Schwarzen Komödie mit Thrillerelementen und viel Erotik stammt von Ennio Morricone.
Inhalt: Marseille 1931. Philomene Schmidt (Romy Schneider), eine bildschöne junge Deutsche, die als Pflegerin einer Greisin arbeitet, steht nach deren Tod auf der Straße. Als jedoch der selbstverliebte und extrem skrupellose Anwalt Georges Sarret (Michel Piccoli) in das Leben von Philomene und ihrer Schwester Catherine (Mascha Gonska) tritt, wird alles anders. Die jungen Frauen werden nicht nur Sarrets Geliebte, sondern auch seine Komplizinnen bei zahlreichen Versicherungsbetrügereien. Er vermittelt den beiden wohlhabende ältere Männer, die schon bald nach der Hochzeit spurlos verschwinden oder plötzlich zu Tode kommen. Das „Trio Infernal“ kassiert sodann die hohen Versicherungssummen, die ihre Opfer zuvor noch für ihren Todesfall mit ihren Ehefrauen als Begünstigte abgeschlossen haben…
Weitere Informationen über den Film: Trio Infernal
Abschied in der Nacht (von Robert Enrico)
Zum Abschuss dieser „Triologie“ kommt der Film „Abschied in der Nacht“ in den Handel. Hier ist Philippe Noiret der Leinwandpartner von Romy Schneider in einem Rachedrama, das zur Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Der Film hat eine sehr interessante Geschichte: Um das Publikum in der BRD nicht allzu sehr vor den Kopf zu stoßen, wurden einige „entschärfende“ Szenen mit Wehrmachtssoldaten als alternatives Schnittmaterial gedreht. Dieses fand dann in die Version für Westdeutschland Eingang, in der DDR hingegen wurde die Originalversion gezeigt. Aus diesem Grund gibt es auch eine west- und eine ostdeutsche Synchronisationsfassung. UCM.ONE veröffentlicht nun erstmals die restaurierte westdeutsche Schnitt- und Tonfassung. Im Bonusmaterial wird ausführlich auf die Unterschiede zwischen beiden Fassungen eingegangen.
Inhalt: Im Jahr 1944 arbeitet der Chirurg Julien Dandieu (Philippe Noiret) im hoffnungslos überfüllten und unterversorgten Krankenhaus der französischen Kleinstadt Montauban. Die Besetzung Frankreichs durch Nazi-Deutschland nähert sich ihrem Ende, sowohl Franzosen als auch Deutsche wissen das. Zwar fürchtet Julien die Möglichkeit von Verzweiflungstaten der deutschen Soldaten, doch eigentlich ist er optimistisch, dass er, seine Frau Carla (Romy Schneider) und seine 13-jährige Tochter Florence (Catherine Delaporte) den Krieg unbeschadet überstehen werden. Als seine Familie Opfer eines entsetzlichen Kriegsverbrechens der Nazis wird, schwört der eigentlich so sanftmütige Mann Rache. Ausgerüstet nur mit einem alten Gewehr und dem unschätzbaren Vorteil seiner Ortskenntnis, will er die aufgrund eines Panzerdefekts noch anwesenden SS-Soldaten einen nach dem anderen umbringen.
Teaser & Trailer [2022]
Alle 3 Filme sind auch in den neuen hochauflösenden und restaurierten Fassungen in ausgewählten Kinos wie z.B. der Brotfabrik in Berlin zu zu sehen. Ebenfalls sind die Filme anläßlich des 40. Todestages bei MUBI und Kino on Demand zu finden.