Am Samstag den 27.4.2019 zeigt das Filmmuseum München und die Stiftung Deutsche Kinemathek in Zusammenarbeit mit unserem Partner moviemax GmbH movies & more zwei Wiederentdeckungen des deutschen Kinos der 1960er Jahre: Zwei Genrefilme „Die Tote von Beverly Hills“ und „Serenade für zwei Spione“ von Michael Pfleghar, in CinemaScope in den USA gedreht.
„Die Tote von Beverly Hills“ ist ein Spiel mit Realitäten um den Mord an einer geheimnisvollen Schönen, in „Serenade für zwei Spione“ muss Hellmut Lange als Euro-Agent einer Bande eine Superwaffe entreißen. Beide Krimisatiren „Die Tote von Beverly Hills“ um 18.00 Uhr und „Serenade für zwei Spione“ um 21.00 Uhr, feiern ihre Premiere im Filmmuseum, in Anwesenheit der Schauspielerin Heidelinde Weis und Michael Pfleghar jr..
Die Tote von Beverly Hills (1964)
…ein Mann namens C.G. findet in den Wäldern von Beverly Hills die nackte Leiche der 17-jährigen Lu. Aus ihrem Tagebuch geht hervor, dass sie keineswegs eine junge Unschuld war, sondern eine ausgemachte Nymphomanin. Das Werk ist eine Aufzeichnung erotischer Abenteuer. Unter ihren Geliebten befanden sich ein Opernsänger, ein reicher Maler, ein Untersuchungsrichter, ein Messdiener und ein emigrierter tschechischer Altertumsforscher. Aber findet sich dort auch der Name des Mörders? Der Detektiv Ben folgt allen Spuren. Diese führen ihn schließlich nach Las Vegas, wo jeden Abend die Tiddy Sisters auf der Bühne stehen. – Michael Pfleghars Spielfilm-Debüt nach dem satirischen Roman von Curt Goetz.
„Die Furcht vor dem Tode ist unvernünftig, denn solange wir leben, ist er noch nicht da, und wenn er endlich kommt, sind wir schon weg.“ so Curt Goetz, Spiritus rector des deutschen Vorkriegshumors. Und er hat in seinem Leben viel geschrieben, so auch den erotischen Roman „Die Tote von Beverly Hills, den Michael Pfleghar 1964 verfilmte.
Im Film „Die Tote von Beverly Hills“ spielen u.a. folgende Schauspieler*innen mit: Heidelinde Weis, Klausjürgen Wussow, Horst Frank, Wolfgang Neuss, Alice Kessler, Ellen Kessler, Walter Giller, Bruno Dietrich, Ernst Fritz Fürbringer, Peter Schütte und Herbert Weißenbach. Für das Drehbuch waren Michael Pfleghar, Peter Laregh und Hansjürgen Pohland verantwortlich.
Michael Pfleghar, der Jahre später mit Klimbim die Fernsehunterhaltung beleben sollte, inszenierte die Geschichte um den Mord an dem Mädchen mit sichtlicher Freude an der Auflösung aller Sinnstrukturen: Die Logik wird durchgängig ausgeklammert, Figuren tauchen urplötzlich auf und verschwinden ebenso schnell wieder, absurde Einfälle und aberwitzige Dialoge wechseln sich ab, urdeutsche Schauspieler wie Klausjürgen Wussow, Horst Frank oder die Kessler-Zwillinge lustwandeln durch kalifornische Landschaften, womit der Gegensatz zwischen dem Spießbürgermief der Adenauer-Ära und dem High-Society-Getue Hollywoods unterstrichen wird. Ein Ereignis ist übrigens Heidelinde Weis, die durch die Rolle der männermordenden Lu zum Kinostar wurde. Um es kurz zu machen:
„Die Tote von Beverly Hills“ ist wohl der gewagteste deutsche Film der 60er, er ist eine cineastische Preziose, die realistische und surreale Stilmittel virtuos verknüpft und so den Geist der Gebrüder Zucker (Die nackte Kanone) und Helge Schneiders vorwegnahm.
Serenade für zwei Spione (1965)
Eine internationale Waffenschieberbande in den USA hat den Prototyp eines Lasergewehres aus einem deutschen Labor gestohlen. Der FBI-Agent Cormoran wird darauf angesetzt, die hochmoderne und sehr effektive Waffe wiederzubeschaffen. Doch es gibt einige Anzeichen dafür, dass er zu den Gegnern übergelaufen ist. Da Agent 007 derzeit in anderer Mission unterwegs ist, muss der Geheimdienstchef auf seinen zweitbesten Mann, die vorhergehende Nummer 006, zurückgreifen.
Und so erhält der deutsche Geheimagent John Krim den Auftrag, das Gewehr wieder in seine Hände zu bringen, Beweise für Cormorans Verrat zu finden und den Kollegen letztlich auszuschalten. Krims Reise führt ihn über den Ozean, und dort er erlebt er in San Francisco, Los Angeles und Las Vegas haarsträubende Abenteuer. Dabei kommen ihm zwei Frauen in die Quere, bei denen Krim sich überhaupt nicht sicher sein kann, ob er ihnen trauen kann oder ob auch sie nicht vielmehr für die Gegenseite arbeiten.
Als Schauspieler*innen beim Film „Serenade für zwei Spione, der hauptsächlich in Spanien sowie in Los Angeles, Las Vegas und San Francisco gedreht wurde, waren u.a. mit dabei: Hellmut Lange, Tony Kendall, Heidelinde Weis, Barbara Lass, Wolfgang Neuss, Mimmo Palmara, Annie Giss und Mimmo Palmara. Für das Drehbuch zeichneten sich Michael Pfleghar, Klaus Munro verantwortlich.
Regisseur Pfleghar nutzt jede mögliche Gelegenheit, um zu demonstrieren, dass er bei seinem zweiten Kinofilm eine abgedrehte Persiflage auf die James-Bond-Filme beabsichtigt hatte.
„Serenade für zwei Spione“ ist ein verschmitzter Kniefall vor dem Genre-Kino und vor einer intellektuell-entspannten Rezeption desselbigen, ein Kniefall vor einem Kino, wie es in Deutschland nie Tradition gewesen ist und tragischer Weise nie sein wird, vollzogen mit solcher Inbrunst, dass er diesen Verlust beinahe im Alleingang kompensiert.
Wie würde der Held John Krim alias 006 sagen? “Ich hab’ doch schon immer gewusst, dass ich das besser kann als diese Amis. Hatte nur keine Gelegenheit, es zu beweisen!”
Die Erstveröffentlichung auf DVD von „Die Tote von Beverly Hills“ über UCM.ONE findet auf DVD- und bei VoD-Portalen im Sommer 2019 statt. Eine Veröfffentlichung von „Serenade für zwei Spione“ folgt, sobald die digitale Abtastung und die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sind.